Philologe und Rezitator


Johann Wolfgang Goethe: West-östlicher Divan

johann wolfgang goethe - westoestlicher divan

Den Titel Divan (Versammlung; hier: Gedichtsammlung) übernahm Goethe vom persischen Dichter Hafis (ca.1325- 1389), den er 1814 in Übersetzung (Joseph von Hammer-Purgstall) kennenlernte und dem er sich in seinem Bekenntnis zur östlichen Dichtung am tiefsten geistesverwandt fühlte. Geist, verbunden mit Leidenschaft, mystische Ergriffenheit neben Ironie und geistreichem Spiel empfand Goethe als seinem eigenen Altersstil verwandt. Dem dichterischen Aufbruch (Hegire) in den Osten, in "die Urheimat der Menschheit" (Goethe), korrespondierte 1815 seine Reise in den Westen, in die von Jugend auf vertraute Gegend um Rhein, Main und Neckar.

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Goethe über seinen West-östlichen Divan:
"Am liebsten aber wünschte der Verfasser vorstehender Gedichte als ein Reisender angesehen zu werden, dem es zum Lobe gereicht, wenn er sich der fremden Landesart mit Neigung bequemt, deren Sprachgebrauch sich anzueignen trachtet, Gesinnungen zu teilen, Sitten aufzunehmen versteht… In einer Zeit, wo so vieles aus dem Orient unserer Sprache treulich angeeignet wird, mag es verdienstlich erscheinen, wenn auch wir von unserer Seite die Aufmerksamkeit dorthin zu lenken suchen, woher so manches Große, Schöne und Gute seit Jahrtausenden zu uns gelangte…
Der höchste Charakter orientalischer Dichtung ist, was wir Deutsche Geist nennen… hier sind alle übrigen Eigenschaften vereinigt…Der Geist gehört vorzüglich dem Alter oder einer alternden Weltepoche. Übersicht des Weltwesens, Ironie, freien Gebrauch der Talente finden wir in allen Dichtern des Orients…
Um nur von Hafis zu reden, wächst Bewunderung und Neigung gegen ihn, je mehr man ihn kennenlernt. Das glücklichste Naturell, große Bildung, freie Fazilität und die reine Überzeugung, dass man den Menschen nur alsdann behagt, wenn man ihnen vorsingt, was sie gern, leicht und bequem hören, wobei man ihnen denn auch etwas Schweres, Schwieriges, Unwillkommenes gelegentlich mit unterschieben darf."
Noten und Abhandlungen zu besserem Verständnis des west-östlichen Divans, (1827)


divan

(West-östlicher Divan: Titelblatt, persisch; Bildnis: Hafis)

Andere Stimmen zu Goethes West-östlichem Divan:
"Die Reise im Divan führt über alle Orte hinaus an einen Punkt, wo alles zusammentrifft: Orient und Okzident, Vergangenheit und Gegenwart, Persönliches und Allgemeines, Höchstes und Gewöhnliches, Ernst und Ironie, Erfüllung und die "fremde Fühlung" höherer Sehnsucht in ihr, Liebe und Gedanke, Poesie und Prosa…
Die Berührung mit Hafis und der verwegenen orientalischen Bildlichkeit hat in Goethe die ganze Kühnheit des Sagens erlöst; in einem Rausch der Wonne vermählt er sich seiner Sprache aufs neue… Durch alle Formen schwebt er mit ihr in leichtem, schnellem Flug, mitreißend durch die Genauigkeit der Figuren…
Es ist, als drängte alles von Gott und den Menschen Geschaffene dem Dichter entgegen, um von ihm eine nie vergehende Verklärung zu erlangen." (Max Rychner, J.W. Goethe, West-östlicher Divan, Vorwort, 1952)


"Dem unmittelbaren Verständnis der schwierigen Dichtung dient nichts besser, als das Göttliche darin in seiner Menschlichkeit zu zeigen, da es … geradezu sein tiefstes poetisches Geheimnis ist, dass das Göttliche darin als das Menschliche, das Menschliche aber darin als das Göttliche erscheint." (H.A. Korff, Geist der Goethezeit: Der West-östliche Diwan, 1953)


Das Zentrum des Divans, das Buch Suleika , bezieht sich auf einen Liebesroman zwischen dem 65-jährigen Dichter Goethe und der 30-jährigen Marianne von Willemer, die sich in der Gemeinschaft mit dem bejahrten, sich wieder verjüngenden Dichter zur kongenialen Dichterpartnerin steigert. "Nicht um das Gewöhnliche handelt es sich, daß aus einer Wirklichkeit auch Gedichte hervorgegangen sind, sondern darum, daß der Liebesroman selbst in einem Austausch von Gedichten besteht, dh. der Liebesroman von musischen Menschen ist, die gleichsam ein höheres Leben leben als das der gemeinen Wirklichkeit …und darin sogar poetische Rollen haben und sie in der Rolle der Suleika, er in der Rolle des Hatem sprechen." (Korff, a.a.O.)


"Den berauschendsten Lebensgenuß hat hier Goethe in Verse gebracht, und diese sind so leicht, so glücklich, so hingehaucht, so ätherisch, daß man sich wundert, wie dergleichen in deutscher Sprache möglich war." (Heinrich Heine, Die romantische Schule, 1836)


Inhalt

MOGANNI NAMEH
Buch des Sängers

1. Hegire; Nord und West und Süd
2. Segenspfänder
3. Freisinn
4. Talismane
5. Vier Gnaden
6. Geständnis
7. Elemente
8. Erschaffen und Beleben
9. Phänomen
10. Derb und tüchtig
11. Selige Sehnsucht
12. musikalisches Zwischenspiel
HAFIS NAMEH
Buch Hafis

13. Vorspruch; Mohammed -
Schemseddin
14. Fetwa
15. Der Deutsche dankt
16. Unbegrenzt
17. Nachbildung
18. Offenbar Geheimnis
19. Und doch haben sie recht USCHK NAMEH
Buch der Liebe

20. Wunderlichstes Buch
21. Versunken
22. musikalisches Zwischenspiel

SULEIKA NAMEH
Buch Suleika

23. Vorspruch; Dass Suleika von
Jussuph entzückt war
24. Da du nun Suleika heißest
25. Nicht Gelegenheit
26. Hochbeglückt
27. Ist's möglich
28. Als ich
29. Dies zu deuten
30. Kenne wohl
31. Gingo biloba
32. Sag, du hast wohl viel gedichtet
33. Ja, von mächtig holden Blicken
34. Die Sonne kommt
35. Der Sultan konnt es
36. Volk und Knecht
37. Kann wohl sein
38. Locken, haltet
39. Nimmer will ich
40. An vollen Büschelzweigen
41. An des lustgen Brunnens Rand
42. Möge Wasser springend
43. Kaum, dass ich dich
wieder habe
44. Ach, Suleika
45. War Hatem lange
46. Behramgur, sagt man

47. Ach, um deine feuchten Schwingen
48. Wiederfinden
49. Ein Spiegel
50. Wie mit innigstem Behagen
51. Die Welt durchaus ist lieblich anzuschaun
52. In tausend Formen
53. musikalisches Zwischenspiel TEFKIR NAMEH
Buch der Betrachtungen

54. Höre den Rat
55. Fünf Dinge
56. Was verkürzt mir die Zeit?
57. Lieblich ist
58. Und was im Pend-Nameh steht
59. Die Jahre nahmen dir
RENDSCH NAMEH
Buch des Unmuts

60. Keinen Reimer wird man finden
61. Übers Niederträchtige
62. Und wer franzet
MATHAL NAMEH
Buch der Parabeln

63. Vom Himmel steigend
64. Bei Mondenschein

SAKI NAMEH
Das Schenkenbuch

65. Ja, in der Schenke
66. Ob der Koran
67. Trunken
68. Solang man nüchtern ist
69. Warum du nur oft so unhold bist
70. Jene garstige Vettel
71. musikalisches Zwischenspiel
CHULD NAMEH
Buch des Paradieses

72. Der echte Moslem spricht
73. Berechtigte Männer
74. Auserwählte Frauen
Huri und Dichter im Dialog
75. Heute steh' ich meine Wache
76. Nicht so vieles Federlesen
77. Draußen am Orte
78. Ewig Geliebte
79. Deine Liebe, dein Kuss
80. Wir sind aus den Elementen
81. Du blendest mich mit Himmelsklarheit
82. Ja, reim auch du nur.
83. Wieder einen Finger
84. Nein! – Wills auch nicht
85. Abwesend
86. Höheres und Höchstes
Dass wir solche Dinge lehren


Gedichtauswahl: Gerd Erdmann, Marlies Kováts
Arrangement und Redaktion: Gerd Erdmann
Gestaltung und Design: Gerd Erdmann, Rainer Spachmann
Kiel, 2012

Bildmotive:
Cover: Porträt: Goethe; Gingo biloba,1815, in Goethes Handschrift
Inlay: West-östlicher Divan: Titelblatt, persisch; Bildnis: Hafis


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